Judoka Gerhard Grafmüller wird ü30-Weltmeister in Paris - Sensation für den Budo-Club Offenburg!
Am vergangenen Mittwoch schrieb Gerhard Grafmüller Sportgeschichte. Der Judoka, der in Kenzingen-Bombach lebt, sicherte sich bei der Ü30-Weltmeisterschaft in Paris den Titel in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm, Altersklasse M6. Damit gelang dem 55jährigen der größte Erfolg seiner sportlichen Laufbahn. Ein Weltmeistertitel in Paris auf der größten Bühne des Judosports.
Für Gerhard Grafmüller, der seit Mitte der Achtzigerjahre in Offenburg trainiert, war der Triumph der Höhepunkt einer beeindruckenden Karriere. Angefangen hat alles verhältnismäßig spät. Erst mit fünfzehn Jahren begann er mit dem Judotraining. Als er durch Judofreunde hörte, dass es in Offenburg einen Landes-Stützpunkt gibt, fuhr er kurzerhand mit anderen Judoka dorthin zum Stützpunkttraining und war sofort begeistert. Unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Judopioniers Toni Strumbel (8. Dan) fand Grafmüller seine sportliche Heimat. Damals noch Gelbgurt, wurde er Mitglied im Budo-Club Offenburg, um dort mit den besten Judoka Südbadens zu trainieren und für den Verein an Meisterschaften teilzunehmen. Gerhard Grafmüller pendelt mindestens zweimal pro Woche nach Offenburg, um dort auf der Matte zu stehen. Toni Strumbel erkannte früh das Talent seines neuen Schützlings und schon bald stellten sich erste Turniererfolge ein. Heute, mit 55 Jahren, kämpft Gerhard Grafmüller immer noch aktiv und erfolgreich bei Einzelwettkämpfen mit sowie in der Männermannschaft des Budo-Clubs, die sich seit Jahren erfolgreich in der Baden-Württemberg-Liga hält, immerhin die dritthöchste Judo-Liga in Deutschland. Bei der ü30-Weltmeisterschaft in Paris, an der über 2300 Judoka aus 65 Nationen teilnahmen, herrschte an allen Wettkampftagen eine atemberaubende Atmosphäre. Auf fünf Matten wurde gleichzeitig gekämpft, eine vollbesetzte Halle und mit Livestream für Fans weltweit. In der Klasse M6 bis 81 Kilogramm traten insgesamt 45 Kämpfer an. Grafmüller setzte sich in spannenden und hart umkämpften Begegnungen gegen Nicolas Barrois (Frankreich), Alam Saraiva (Brasilien) und Mordechai Green (Israel) durch und zog als Poolsieger ins Halbfinale ein. Dort wartete Gyula Kalman (USA), ebenfalls ein harter Gegner, den Grafmüller nach einem intensiven Kampf ebenfalls besiegen konnte. Im Finalkampf, der nichts für schwache Nerven war, ging es gegen Batsukh Gelgee (Mongolei) in den sogenannten „Golden Score“. Die Verlängerung der normalen Kampfzeit ohne Wertung, in der der erste Punkt über Sieg oder Niederlage entscheidet und an Spannung dadurch nicht zu überbieten ist. Und wieder zeigte Grafmüller seine ganze Erfahrung, Nervenstärke und Entschlossenheit bis die entscheidende Wertung fiel. Damit war die Sensation perfekt, Gerhard Grafmüller ist Weltmeister! Nicht nur ein Triumph für ihn, sondern auch für den Budo-Club Offenburg, der noch nie so einen Erfolg feiern durfte! An diesem Tag hat einfach alles gestimmt. Auch sein Trainer Martin Ernst, der ihn in Paris coachte, war überglücklich und sichtlich beeindruckt und stolz. Martin Ernst selbst trat am Folgetag in seiner Altersklasse an, schied jedoch nach einem verlorenen Kampf aus. Neben Gerhard Grafmüller und Martin Ernst starteten auch Sandor Bojtos und Wilfried Mannshardt für den Budo-Club Offenburg. Während Sandor Bojtos früh ausschied, gelang Wilfried Mannshardt in der Trostrunde noch ein Sieg gegen Adrian Besly (Großbritannien), ehe er gegen den Spanier Jarque Bagan unterlag. Trotz dieser Niederlagen waren alle Offenburger Kämpfer sich einig, dass diese Turnier ein unvergessliches Erlebnis war. Und die Freude, künftig mit einem Weltmeister auf der Matte zu trainieren, überstrahlt alles. Für Gerhard Grafmüller, mehrfacher deutscher Ü30-Meister und Bronzemedaillengewinner der Europameisterschaft 2023, ist der Titel von Paris der sportliche Höhepunkt einer außergewöhnlichen Laufbahn. In Frankreich, wo Judo so populär ist wie Fußball in Deutschland, Weltmeister zu werden, das ist wirklich das Größte für einen Judoka.
auf dem Foto v.l.: Martin Ernst (Trainer+Teiln. -90kg/M7), Wilfried Mannshardt (Teiln. -73kg/M8), Gerhard Grafmüller (1./-81kg/M6), auf dem Foto fehlt Sandor Bojtos (Teiln.-90kg/M3)